Elena Reiß-Romirer [6A] und Moritz Moser [6D] nahmen beim steirischen Jugend-Redewettbewerb teil. Nach einem Workshop in Graz präsentierten die Jugendlichen ihre Reden zu den frei gewählten Themen Geschlechterklischees und Datenschutz am Mittwoch, den 10. April im Kunsthaus Weiz einem zahlreich erschienen Publikum sowie einer neunköpfigen Jury.
Die Reden in der Kategorie „Klassische Rede“ sollten – wie der Name schon sagt – die Merkmale der klassischen Rede, also Interesse weckende Einleitung, überzeugende Argumentation und eindringlichen Appell, aufweisen und sechs bis acht Minuten lang dauern.
Der Redewettbewerb bietet jungen Menschen damit die Chance, ihre Gedanken und Meinungen einer breiteren Öffentlichkeit vorzutragen und die eigene Wirkung dabei zu erproben.
Mag. Christina Peinsipp
Elena Reiß-Romirer [6A] und Moritz Moser [6D] nahmen beim steirischen Jugend-Redewettbewerb teil. Nach einem Workshop in Graz präsentierten die Jugendlichen ihre Reden zu den frei gewählten Themen Geschlechterklischees und Datenschutz am Mittwoch, den 10. April im Kunsthaus Weiz einem zahlreich erschienen Publikum sowie einer neunköpfigen Jury.
Die Reden in der Kategorie „Klassische Rede“ sollten – wie der Name schon sagt – die Merkmale der klassischen Rede, also Interesse weckende Einleitung, überzeugende Argumentation und eindringlichen Appell, aufweisen und sechs bis acht Minuten lang dauern.
Der Redewettbewerb bietet jungen Menschen damit die Chance, ihre Gedanken und Meinungen einer breiteren Öffentlichkeit vorzutragen und die eigene Wirkung dabei zu erproben.
Mag. Christina Peinsipp
Rede zum Thema Datenschutz (Moritz Moser, 6D]
Was ist schon dabei, wenn ich meinen Müll nicht trenne? Was ist dabei, wenn ich jede noch so kurze Strecke mit dem Auto fahre? Was ist dabei, wenn ich meine lackierten Gartenzaunbretter als Osterfeuer verbrenne? Raucht halt ein bisschen mehr, na und? Ich allein kann eh nichts bewirken, wenn ich die Umwelt schone. Ich kann eh nichts bewirken, wenn ich auf Palmöl verzichte. Und ich allein kann auch nichts bewirken, wenn ich meine Daten schütze. Was macht es also schon, wenn ich meine Daten nicht schütze? Das tut eh niemand! Pfff! – Datenschutz! Das ist so etwas Langweiliges – und auch noch so nervig! Immer sind zig Formulare auszufüllen. Egal ob beim Führerschein, Arzt, in der Schule oder einem Verein. Datenschutz, wofür überhaupt? Ich habe ja eh nichts zu verbergen!
Genau mit diesem Satz müssen sich Datenschützer wahrscheinlich am öftesten auseinandersetzen. Einige von euch haben ihn vielleicht auch schon verwendet. „Ich habe nichts zu verbergen!“
Und genau deshalb ist es ja auch in Ordnung, wenn alles videoüberwacht wird. Wenn zumindest öffentliche Plätze überwacht werden, damit könnte ja – laut Politikern – Terrorismus verhindert werden. Vielleicht obendrauf noch Gesichtserkennung, um Straftäter sofort zur Fahndung ausschreiben zu können? Oder gleich ein System, das jedes noch so kleine Vergehen aufzeichnet, sei es ein auf die Straße gespuckter Kaugummi, in die Umwelt geworfener Müll oder eine bei Rot überquerte Straße? Wäre es dann nicht auch in Ordnung, wenn jeder auf diese gesammelten Daten zugreifen könnte? Auch euer nächster potenzieller Chef bei der Bewerberwahl?
Über drei Viertel der Personalvertreter, geben an, das Internet zur Recherche über ihre Bewerber zu nutzen. Würdet ihr wirklich wollen, dass sie dabei Einblick in euer Leben haben? In wirklich alles?
Schon lange versuchen Unternehmen so viele Daten wie möglich abzuspeichern und zu analysieren, um möglichst zielgerichtet Werbung schalten zu können. Bis zu 40 verschiede Datenarten werden über eine einzige Person gespeichert. Mit diesen Daten werden sogenannte Persönlichkeitsprofile erstellt. Dort werden die vorhandenen Daten so zusammengestellt, dass wesentliche Eigenschaften einer Person eingeschätzt werden können.
Doch das dient natürlich auch uns! So können beispielsweise genauere Suchanfragen abgeschickt werden. Und Amazon weiß schon vor uns, was wir als nächstes kaufen wollen. Das ist doch super, oder?
Unternehmen wie Facebook wollen natürlich, dass das so bleibt und setzen gezielt Regierungsmitglieder und Gesetzgeber unter Druck, um strengere Datenschutzgesetze zu verhindern. Doch das ist doch nicht so schlimm, oder? Denn wer will schon, dass seine Daten geschützt werden, wenn man stattdessen treffsichere Kaufvorhersagen und Werbung, auf die man auch wirklich anspricht, haben kann? Niemand, glaubt zumindest Facebook.
Rund 2,3 Mrd. aktive Facebook-Nutzer gibt es weltweit. Durchschnittlich likt jeder Nutzer um die 230 Inhalte. Doch laut einer Studie der Stanford University reicht es schon, wenn man 30 Beiträge gelikt hat, damit Facebook genug Informationen hat, um mehr über einen zu wissen, als es Arbeitskollegen tun. Mit 70 gelikten Beiträgen ist es Facebook möglich, ein präziseres Persönlichkeitsbild zu erstellen, als Freunde von einem haben. Nur 100 Likes sind nötig, dass nicht einmal mehr die eigene Familie einen besser einschätzen kann als Facebook. Und ab 300 Likes, kann niemand mehr mithalten, nicht einmal mehr der Partner.
Ich bin mir sicher, es gibt heute einige unter uns, die einen Facebookaccount haben. Und wenn ihr einen solchen Account besitzt, ist euch sicherlich bewusst, dass 300 gelikte Beiträge gar nichts sind. Auf Instagram habe ich beispielsweise innerhalb von nur eineinhalb Monaten bei über 300 Beiträgen auf „Gefällt mir“ gedrückt. Und ich bin nicht einmal sehr aktiv! Und das ist schon sehr beunruhigend. Eineinhalb Monate auf Facebook und fremde Menschen kennen einen besser als der Lebenspartner das tut. Eineinhalb Monate und wir sind komplett durchschaubar.
Was man mit solchen Daten anstellen kann, haben wir auch schon alle gesehen. Cambridge-Analytica, ein britisches Unternehmen, hat beispielsweise die Rohdaten von rund 87 Mio. Facebook-Nutzern verwendet, um psychische und politische Profile zu erstellen. Das heißt, es hat sich genau diese gelikten Beiträge angesehen und analysiert, um auf die politische Orientierung, das Geschlecht, die Hautfarbe, die persönlichen Interessen und vieles mehr zu schließen und dann zielgenaue politische Werbung zu schalten. Es hat also mit Hilfe der Informationen herausgefunden, was einem besonders gefällt oder entsetzt und hat das dann dazu genutzt, politische Werbung, beziehungsweise Falschnachrichten möglichst glaubhaft als Fakten zu präsentieren. Das Ganze hat dazu gedient, Trumps Anhänger zu mobilisieren und dessen Gegner vom Urnengang abzuhalten. Aber es hat sich nicht nur auf die USA begrenzt. Der Mutterkonzern dieses Unternehmens gibt an, in rund 60 Staaten mitgemischt zu haben. Sprich: 60 Wahlen deren Ausgang durch zielgerichteten Missbrauch von persönlichen Daten verändert worden sind. Manche vermuten auch die Brexit-Wahl darunter.
Das ist nicht der einzige Weg, wie massiv in die Demokratie eingegriffen werden kann. Viele meinen ja, wer für Datenschutz ist, muss etwas zu verbergen haben. Allerdings ist eine geschützte Privatsphäre essenziell, um autonomes Denken und damit eine eigene Meinung zu entwickeln. Nicht umsonst versuchen totalitäre Systeme, sowohl das private als auch das öffentliche Leben zu kontrollieren. Somit sollen verschiedene Ansichten, auf denen ja jede Demokratie beruht, verhindert werden. Denn genau das ist ja das Ziel eines jeden Überwachungsstaates: Die demokratischen Werte im Keim zu ersticken.
Wer glaubt, er habe nichts zu verbergen, tut der Demokratie nichts Gutes. Das ist wie beim Umweltschutz. Einer, der seinen Müll nicht trennt, Kurzstrecken mit dem Auto fährt und lackierte Bretter verbrennt, wird unsere Umwelt nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Wenn das jedoch alle machen, haben wir ein gewaltiges Problem. So ist auch ein gläserner Mensch noch keine Gefahr. Eine gläserne Bevölkerung schon! Denn eine leicht zu durchschauende Masse, ist eine leicht manipulierbare Masse. Deshalb fordere ich euch auf: Wenn euch etwas an der Demokratie liegt, passt auf auf eure Daten auf und entscheidet sorgfältig, wann ihr wem welche Daten zugänglich macht.